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Panorama von Rossano in Kalabrien

Einen Gruß an alle, die auch noch beim x-ten Male Kalabrien wieder dabei sind!

Obwohl die Überschrift es vermuten lässt, gibt es in diesem Beitrag weder Flirtlektionen noch jegliche zur Tagespolitik Bezug nehmenden Kommentare. Vielmehr geht es um echtes, biologisches Süßholz, woraus in Rossano die weltberühmte Lakritze hergestellt wird. Außerdem hab ich Tipps, wie man sich günstig strafbar machen kann. Später mehr dazu.

Wenn man mit dem Zug an die Ostküste nach Rossano fährt und dann (nur) etwa fünf Stunden Zeit zur Verfügung hat, muss man vorher eine Entscheidung treffen. Will ich Dom, Diözesanmuseum (mit evangelischen Pergamentschriften des 6. Jh.) und weitere Kirchen haben, muss ein erster Berg genommen werden, auf dem halbstündlich der Bus wartet, der einen dann auf weitere 275 Meter Höhe zu all den genannten Dingen bringt. Man kann auch versuchen selbst zu klettern, aber man kommt nur bis zu dem Punkt, an dem ich das Foto gemacht habe.

Die Alternative ist, in Reichweite des Bahnhofs in der Unterstadt (Rossano Scalo) zu bleiben und den Strand am Ionischen Meer sowie Museum und Produktionsstätte der Amarelli-Lakritze mitzunehmen. Beides zusammen schafft man zeitlich jedoch nicht. Wenn man zu Fuß unterwegs ist, ist nicht mal gewährleistet, überhaupt zur Lakritze zu gelangen. Google sagt mir nämlich (wahrheitsgemäß), erst an den Bahngleisen die Via dei Normanni entlang zu gehen, um dann in die Via Conca d’Oro einzubiegen. Dieser Punkt ist aber die Auffahrt zu einer Art Autobahn. Für Fußgänger etwas fix.

Also wieder zurück, und Ausweg suchen. Was spricht dagegen, die Straße vor der Auffahrt, die Via Aquitania, zu nehmen, direkt zur Firma zu marschieren und die Autobahn so zu umgehen? Richtig, ein: Zaun! Wie kommt man vom Bahnhof in Rossano zu den Amarelli-Lakritze-Werken? Dieser geht ununterbrochen vor sowie hinter der Gleisstrecke entlang, Wegbeschreibung Amarelli-Lakritze.Museum in Rossano ist aus Eisen bzw. sehr stachelig und steht auf der Vorderseite sogar auf einer Mauer. Es gibt nur 1 Stelle kurz vor der Via dei Bizantini, an der er auf der gegenüberliegenden Seite kurz unterbrochen ist (s. links). Man kann für den Hinweg auf die Mauer klettern, den Zaun übersteigen, müsste dann aber die doppelte Höhe nach unten springen, wobei man nicht in die rostigen Spitznägel fallen sollte – und ach ja, und wie käme man zurück? Zum Glück lehnt an der Innenseite der Mauer etwas sehr Sympathisches (s. rechts), das mir hilft, an diesem Tage unerlaubt die Bahngleise zu betreten und auf der anderen Seite (auf fremdem Grundstück) anzukommen. Und mir nebenbei sagt, dass wohl nicht nur ich das tue.

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Für den Besuch des (etwas versteckt gelegenen) Wahrzeichens von Rossano musste ich mich vorab anmelden. Weil sonst nie einer kommt und die Museumsleute sich nur auf Anfrage auf den Weg machen, mutmaße ich. Weit gefehlt. Rund 40.000 Mann (vermutlich aber motorisiert) rennen dem über 200 Jahre alten Familienbetrieb jährlich die Bude ein. Das ist Platz zwei in Italien, gleich hinter dem Ferrari-Museum. Von der Produktion sehe ich allerdings nur die Lakritzepflanzen im Hof, die getrockneten Süßholzwurzeln. Für Einblicke in die Produktion hätte ich zwischen 9 und 11 Uhr kommen müssen. Treue Leser wissen vielleicht, warum das nicht ging.

Dafür ist meine Führung durch das Museum auf Deutsch. Claudia, in Duisburg geborene Italienerin, zeigt mir drinnen wie draußen im Hof die Exponate, wozu verschiedene Maschinen (z.B. Stanz- und Formungsapparate), Lakritzprodukte von gestern und heute sowie der Guggenheim-Kulturpreis von 2001, fein säuberlich in einer Vitrine aufbewahrt, gehören. Der Autoreifen ist übrigens wirklich aus Lakritz gefertigt, als Expo-Gag für den Stand eines bekannten Reifenherstellers und 70 Kilo schwer. Die Amarelli-Werke sind 1 von nur 3 Firmen weltweit, die Lakritze in Reinform herstellen. Das allein ist so überwältigend, dass man auf Werbung gänzlich verzichten kann und trotzdem überall in den Weltläden präsent ist. Übrigens auch in Aromen von Zahnpasta, Parfüms und Nudeln.

Am Strand von Rossano in Kalabrien

Wir reden im Zuge dessen länger als die vereinbarte halbe Stunde und ich gehe danach noch weiter, zum Wasser. Der Strand hier ist bestückt mit vielen Steinen, und das Ionische Meer ist ein sehr schönes Blau. Nur die Schornsteine der Fabriken stören etwas. Baden sollte man vielleicht woanders. Natur und Landschaft in Rossano, Kalabrien Rossano mit seinen ca. 36.000 Einwohnern gibt sich in erster Linie die Attribute Landwirtschafts- und Handelsstadt, sowie “reich an Naturschauplätzen“. Nun, nachdem ich mich tarzanesk über die Gleise schwang, habe ich sogar was davon gesehen. Es gibt im Verborgenen schöne Haine und Pinienalleen.

Ich bereue es nicht, mich für den unteren Stadtkern und seinen drolligen Überraschungen entschieden zu haben. Letztlich werde ich dafür verantwortlich sein, dass auch Fußgänger in den Genuss einer Museums- und/oder Firmenbesichtigung kommen (oder dass sie sich die Hose am Zaun aufreißen). Ich kaufte im Überschwang der Gefühle gleich zwei Produkte aus dem Lakritzshop, für die ich nur noch Abnehmer suche. Denn ich steh dann doch mehr auf Schoki. Ein Gruß an den Lakritze-Staff soll es heute abrunden.

Ancora qualche parola per le collaboratrici del servizio del museo della „Bottega dei Prodotti Tipici Calabresi“ nel caso che loro leggiano. Vorrei ringraziarvi per la visita guidata e tutte le informazioni! La mia ultima frase in tedesco non è corretta, mi piacciono sia la liquirizia sia la cioccolata :D. Ma il blog, come probabilmente avrete notato, è un pò ironico e deve far ridere i suoi lettori. Cari saluti e buona fortuna a voi,

da Thilo dalla Germania, Erfurt