Schlagwörter
Auslandssemester, Calabria, Comunicazione e DAMS, Erasmus, Erfurt, Erlebnisbericht, Esame, Fiumincino, Flugverspätung, Frecciarossa, Italienisch, Iusi, Prüfungen, Reisevorbereitung, Stereotype, Studium, Unical
Es kommt nicht alle Tage vor, dass man 5 Uhr morgens aufsteht, um einen genau geplanten Reiseplan einzuhalten und von Kalabrien ins 2000 Kilometer entfernte Berlin zu gelangen. Einen Tag vor Weihnachten sitze ich also zu unchristlicher Zeit morgens im Schnellzug nach Rom, um ja nicht den Flieger zu verpassen, der kurz vor 18 Uhr dort abheben soll. Ein Zeitpuffer ist dabei auch enthalten, denn in Italien kommt ja nicht immer alles pünktlich – und wenn, lässt ja Murphy’s Gesetz üblicherweise zu spät kommende Züge so weit zu spät kommen, dass das üblicherweise verspätete Flugzeug pünktlich abfliegt.
Weit gefehlt an diesem Tage. Die Italiener und ihr Schnellzug beweisen sich, und das deutsche Flugzeug lässt bitten. Ich bin nach einer herrlichen Fahrt an der italienischen Westküste entlang gegen 14 Uhr in Rom-Fiumincino, wo über allen Köpfen die Sonne strahlt. Das Boarding allerdings wird wegen des schlechten Wetters in Deutschland, aus der die Maschine erst kommt, immer wieder verschoben, sodass wir schließlich zwei Stunden später starten, als wir eigentlich schon in Berlin gelandet sein wollten!
Als ich endlich in dem Vogel sitze, gibt es einen medizinischen Notfall mit Ankündigung, da das lange Stehen und Warten, dass es endlich losgeht, einigen älteren Herrschaften kreislaufmäßig einige Probleme bereitet. Inzwischen ist es so spät, dass bis zuletzt nicht klar ist, ob wir in Tegel noch landen dürfen (wegen des Nachtflugverbotes) und man uns nicht nach Schönefeld schickt. Wo es so gemütlich ist. Und alle auf einen warten. Letztlich wird um Mitternacht doch noch der heimische Boden geküsst.
Bevor es aber Richtung Heimat ging, musste ich erst noch eine mündliche Prüfung bestehen. Durch Zufall erfahre ich vier Tage vor dem eigentlichen Prüfungstag von der Assistentin des Professors in einer Antwortmail, dass man alles um einen Tag vorverlegt hat. Von ihr wissen wollen hatte ich in meiner Mail ganz was anderes, und den Tag der Prüfung nur aus Instinkt noch einmal erwähnt, und wurde sodann korrigiert. Gefragt, wie meine Kommilitonen denn von der Terminänderung erfahren hatten, bekam ich von ihnen meisthin die Antwort: „Ich habe es irgendwo von jemandem gehört.“ Der Ursprung der Information und die Art ihrer Verbreitung würden mich echt mal interessieren, da es kein gemeinsames Verteilersystem gibt.
Ich hätte den Professor oder seine Assistentin fragen können. Da ich aber eine nette Note von ihnen bekam, habe ich es dann sein gelassen. Die Prüfungsumstände hatten allerdings nicht dafür gesprochen. Um 9 Uhr morgens traben 45 Studenten vor der Tür des Professors an. Zwei (mündliche!) Prüfungen werden direkt nebeneinander im selben Raum abgenommen, die Tür zum Gang ist dabei offen. Die Bewertung wird als Trialog vorgenommen, jeder, der möchte, kann (auch von draußen) seinen Senf dazugeben. Nach einer Stunde hat man es geschafft, so etwas wie einen Zeitplan zu erstellen. Er benennt allerdings nur die Namen, die noch vor 13 Uhr drankommen und diejenigen danach. Allerdings auch nicht alphabetisch, sondern nach Gutdünken. Um 9 Uhr gekommen, bin ich dann 16 Uhr dran.
Mündliche Prüfungen in Italien basieren überwiegend auf auswendig gelernten Fakten. Die Fragen bestehen aus einem Stichwort, der Prüfling rattert, wenn er Italiener oder Italienerin ist, dann den Text runter, den er oder sie sich dafür zurechtgelegt hat. Das geschieht in einem solch atemberaubenden Tempo, als wie wenn man seinen Gegenüber davon überzeugen müsste, ihn nicht von der Uni zu werfen. Ich war auch nicht gerade langsam, wurde aber in der Beschreibung einer Typologie, die aus fünf Gruppen bestand, inmitten der dritten Gruppe unterbrochen, um noch andere Fragen stellen zu können. Abends sah ich das dann aber alles nicht mehr so ernst, und auch die 1,5l-Weinflasche amüsierte sich prächtig, als ich ihr von Prüfung und Professor erzählte.
Was bleibt bisher zu sagen von den drei Monaten in Kalabrien? Es war gut, aus dem Wohnheim auszuziehen und mit echten Kalabresen zusammen zu wohnen. Man lernt jeden Tag etwas Neues zu essen kennen. Ich muss in den nächsten Beiträgen wirklich nochmal auf die „echten Typen“ hier eingehen, das wird sich bestimmt lohnen. Dabei fällt mir gerade auf, dass ich seit drei Blogfolgen gar nichts mehr über die spanischen Erasmusstudenten abgelassen habe. Verdammt. Naja, laufen mir auch nicht mehr über den Weg.
Nichtsdestotrotz hoffe ich auf zwei noch wunderbare Monate und ein Wetter, zu dem man nochmal baden fahren kann, oder zumindest die Zeit dafür. Ich wünsche allen ständig fleißigen und auch den neuhinzugekommenen Lesern ein Weihnachtsfest ihres Geschmacks und einen gar fröhlichen Start ins neue Jahr. Den Start wünsche ich mir übrigens auch, am 6. Januar, wieder in Tegel.
Buon Natale e un felice capo danno,
dal vostro Thiletto