Schlagwörter
Auslandssemester, Bolognaprozess, Calabria, Comunicazione e DAMS, Erasmus, Erfurt, Erlebnisbericht, Frecciarossa, Indonesien, Italien, Italienisch, Kirche, Messe, Reisevorbereitung, Rende, Stereotype, Studium, Tesina, Viviana Burza
Vorbei an Ortschaften, Stränden, Anlagen und natürlich dem Meer düst der Zug von Rom aus wieder in meine Lebensabschnittsheimat Kalabrien. Das Video (und noch ein längeres auf demselben Nutzerkanal) ermöglicht das Mitbestaunen dieser Gegend, irgendwo zwischen Salerno und Paola. Landschaft und Natur sind gewaltig schön, und das Wetter gar nicht mal so trüb wie es der Anschein glauben machen will. Denn allein die Scheibe ist so dreckig.
Das erste, was ich in Paola tue, ist: Strippen. Gewiss lasse ich die Klamotten nicht so lasziv wie sonst fallen, aber mit T-Shirt-Temperaturen ist nicht zu spaßen, wenn man deutschlandangezogen ist. Die Nächte indes sind nach wie vor “molto freddi“. Freddy heißt nicht der Nachtwächter, sondern das bedeutet „äußerst kalt“. Das Gegenteil, „warm“ heißt „caldo“, womit man als Deutscher durchaus schon mal durcheinander gerät.
Aber so ist das mit falschen Freunden in Fremdsprachen. Gut, wenn man Wörter und Sätze kennt, die keine Missverständnisse verursachen, zum Beispiel „Non ti preoccupare“. Diese drei Worte lösen jegliche Konfliktsituation auf, man hört sie neben “Grazie“ (Danke), “Scusa“ (Entschuldigung) und “Come va? Tutto al posto?“ (Wie geht’s? Alles klar?) am häufigsten. NTP bedeutet so viel wie „Lass nur gut sein!“ oder „Sorge dich nicht deswegen“. Und Grund, sich aufzuregen, hat man in Italien ja genug. Aber so lässt sich’s etwas relaxter angehen.
Die Nacht der Oscar-Preisverleihungen rückt wieder näher und ach, wird sich meine Professorin ob der Aktualität des Themas meiner Hausarbeit wohl freuen! Mit der Abgabe dieser an Schönheit grenzenden Tesina (Hausarbeit) ist die zweite Prüfungsleistung geschafft. Ich hoffe, Professoressa Burza versteht alle meine dortigen Ausführungen auf Italienisch genauso gut wie ich ihre Beiträge in der Vorlesung.
Eine Nette isse auf jeden Fall. Nicht nur, dass sie angesichts der glühenden Morgensonne stets persönlich die Vorhänge der riesigen Aulafenster zusammenknotet („Die Studentinnen in der ersten Reihe sollen nicht schon vor Mittag zur Pizza gebacken werden!“), sie ist nebenbei auch die größte Matchmakerin der Universität Kalabriens. Wer als Single ihre Vorlesung besucht, der durchläuft das gesamte Vermittlungsprogramm der Professorin. Ob er will oder nicht, er muss.
Die angedachten Konstellationen der Burza treffen nicht immer den Geschmack der Beteiligten, aber wer eine gute Note will, muss die Angelegenheit auch einfach einmal aussitzen. Zum Beispiel neben mir. Naja, wie auch immer, im Kurs „Media Education“ wurde sich auf jeden Fall am besten um die Gaststudenten gekümmert, und lustig war es mit Wedha, Mega (Indonesien), Gaby (Honduras) und Maria (Ecuador) in jeder Stunde sowieso. Hab viel zu oft gefehlt :D. So lustig war das, wie es im nachfolgenden Häusle wohl wenig bis eher gar nicht zugehen dürfte.
Bisher war mir im Blog ja nichts heilig gewesen. Und so beschloss ich, einmal den wunderschönen Tönen der Kirchenglocken zu folgen, die jeden Mittag und Abend statt eines dumpfen Bam-Bams eine wundersame Melodie zusammentragen. Nur 5 Minuten von unserem Häuschen findet die katholische Messe statt. Die Hütte ist gerammelt voll, es gibt georgelte Livemusik, der Pfarrer spricht deutlich und fließend und am Ende geben sich alle die Hand und sagen sich “Pace!“, Frieden.
Meine Mitbewohner Stefano und Guiseppe hören und sehen dem ganzen Spektakel jedoch eher teilnahmslos zu und erheben sich ab und zu von ihren Stühlen, um in ein Liedchen einzustimmen. Wie viele andere junge Leute hier sind sie eher Gelegenheitsgläubige, die nur nach langer Abstinenz wieder mal zur Messe kommen, um ihre Kirchenspende in den Hut des Messdieners prasseln zu lassen, als dieser bei uns drei verlorenen Seelen an der hintersten Kirchenbank ankommt. Vielleicht war es das für die beiden sogar schon für 2013, und alle Messen sind längst gesungen.
Mit der Kirche oder sonst irgendwem halten es Vincenzo und Antonio, die beide unter mir wohnen, wohl längst nicht mehr. Beide dürften aktuell nämlich ziemlich geladen sein. Auch der Herr hat nichts dagegen unternommen, dass über Neujahr in ihre Wohnung eingebrochen wurde. Gerätselt wird noch, wie die Langfinger das Kunststück fertiggebracht haben, das eingemauerte Gitter vor dem Fenster aus der Wand zu reißen. Der Glaube wird den Dieben vermutlich keine Berge versetzt haben, vermutlich aber ein Wagenheber Vincenzos Fenster ein ausreichendes Stück weit aus dem Fundament.
Es wäre schön, wenn die Leser dieses Blogs die angeführten Diebestechniken nicht weiterverraten oder gar noch selbst ausprobieren. Andernfalls werden sie verpflichtet, das nächste Mal auch zur Messe zu kommen! 😀
Göttlichst und bis bald,
euer Thilo